Sri Lankas Vielfalt hautnah erleben

Natur und Kultur im Südwesten des Landes

Belebt sind die Straßen an diesem frühen Morgen, als ich aus der Stadt Kalutara ins Hochland Richtung Kandy hinausfahre. Interessiert schaue ich mir das lebendige Treiben an, das während der Fahrt an mir vorbeizieht. Die meist mit farblich-stilistisch eindrucksvollen Saris bekleideten Frauen oder die im Sarong angezogenen Männer spiegeln nicht nur eine starke Bindung an Kultur und Tradition wieder, sondern eröffnen einem Europäer wie mir auch eine völlig andere Welt. Die Farben, Formen, Gesten der Menschen, der oft hektische und wenigen Regeln zu folgen scheinende Straßenverkehr, der sich seltsamerweise trotz allem ohne Zwischenfälle reguliert – all das erzeugt für mich als Gast in einem neuen Land jenseits Europas ein enormes Potential an Spannung und Aufmerksamkeit. Die immerwährende Hitze von gut 30 Grad an der Westküste Sri Lankas, die auch in der Nacht kaum nachlässt, erzeugt einen völlig anderen Lebensrhythmus der Menschen, als man es von Europa gewohnt ist. Nacht ist hier ein Status der Lichtveränderung. In den Städten scheint das Leben immerfort zu pulsieren, an Schlafen ist nicht zu denken.

Gesichter Sri Lankas – Kulturen auf dem Inselstaat

Gespannt lausche ich während der langen, fast vierstündigen Fahrt ins Hochland den Schilderungen meines singhalesischen Reiseführers Sumi, der mir die bewegte Geschichte des Landes in Kurzform näher zu bringen versucht. Denn für die lange Version würde wohl selbst eine Tagesreise Zeit nicht ausreichen.

Viele Kulturen leben hier in diesem Inselstaat im indischen Ozean gemeinsam miteinander – und in den letzten Jahrzehnten des Bürgerkriegs, der nunmehr erst fünf Jahre beendet ist – gegeneinander. Singhalesen, Sri-Lanka- und indische Tamilen, wenige Moors, die Nachfahren arabischer Kaufleute und noch weniger Burgher, die Nachkommen der europäischen Kolonialisten findet man hier. Dominierend sind die meist buddhistischen Singhalesen. In jedem Ort findet sich daher mindestens eine große Buddha-Statute an einer zentralen Kreuzung oder eine Dagoba – die Kuppel eines buddhistischen Tempels ragt hoch empor. Tamilen und muslimische Moors leben vor allem im Norden und Osten des Landes. Doch auch in Beruwala, etwa 100 Kilometer südlich von der Hauptstadt Colombo, finden sich große Zentren muslimischer Bevölkerung. Und im Hochland, das ich vor allem um die Stadt Nuwara Eliya herum erkunde, treffe ich auf den Teeplantagen vorwiegend Tamilen, die seit 1840 traditionell die Aufgabe der Teepflücker übernehmen.

Wechselvoll ist die Geschichte der Inselstaats, der einst Ceylon hieß. Die etwa 500 v. Chr. Eingewanderten Siedler aus Nordindien, die heutigen Singhalesen, nannten sich Simha Vamsa, Volk der Löwen, weshalb der Löwe auch heute noch im Wappen Sri Lankas zu sehen ist. Viele Legenden ranken sich um die Entstehung und Besiedlung Sri Lankas, vor allem findet man diese im hinduistischen Epos Ramayana. Und zahlreiche, ehemalige Hauptstädte, angefangen mit dem Ort Anuradhapura über Kandy als letzte Hauptstadt des singhalesischen Königreichs bis zu der heutigen, seit der Unabhängigkeit 1948, ernannten Hauptstadt Colombo an der Westküste.

Obschon das Land durch mehre Kolonialherren regiert wurde, angefangen mit den Portugiesen 1518, den Niederländern 1658 und den Briten 1796, verlor es erst nach der vollständigen Eroberung 1815 durch die Engländer seine vollkommene Unabhängigkeit und erlitt den Verlust des Königreichs Kandy. Besonders in Nuwara Eliya und im an der Südküste gelegenen Galle lassen sich noch deutliche, architektonische Spuren der ehemaligen Kolonialherren erkennen, die den Inselstaat Ceilão und Ceylon, bevor er erst 1972 umbenannt wurde in Sri Lanka, was „ehrenwerte Insel“ in Sanskrit bedeutet.

Und so wundere ich mich gar nicht mehr, dass mein Reiseführer den portugiesischen Nachnamen „Silva“ trägt. Nicht selten haben sich die Bewohner Sri Lankas über die Jahrhunderte mit den Kolonialherren vermischt, obwohl diese ein solches Verhalten immer strikt zu unterbinden versuchten.

Pinawala – Zwischenstopp im Elefantenwaisenhaus

Das 1975 errichtete Elefantenwaisenhaus in Pinawala ist auf meinem Weg nach Kandy einen Halt wert, obwohl es nicht unumstritten ist, wie hier die Elefanten gehalten und behandelt werden. Hier finden verwaiste und verwundete Elefanten Zuflucht, bevor sie später im Udawalawe-Nationalpark ausgewildert werden können. Mehr als 70 Elefanten leben hier in einem Freigehege und werden täglich einmal zum nahegelegen Fluss zum Bad getrieben. Die Grundidee, des Waisenhauses, von der es weltweit nur wenige, vergleichbare Einrichtungen gibt, ist sehr ehrenvoll. Allerdings bildet die touristische Ausschlachtung der Stätte eine große Belastung für die Tiere. So kann ich mich als Besucher direkt neben einem Elefanten fotografieren lassen und kann ihn streicheln, während er dafür von einem Pfleger für ein kleines Handgeld in Schach gehalten wird. Für die Fütterung der Elefanten-Babys mit der Milchflasche kauft man extra ein Ticket. Alles dient dazu, den Tieren hautnah zu sein. Das tägliche Bad im Fluss ist zwar für die Tiere eine Wohltat, dennoch erscheint mir diese ganze Behandlung wie eine inszenierte Show für Touristen. Auch hier können Besucher in den Fluss steigen und gegen ein Handgeld die Elefanten waschen, um sich dabei fotografieren zu lassen, was die Dickhäuter sichtlich unter Stress setzt.

Ungleich natürlicher in ihrer angestammten Umgebung bewegen sich die Elefanten im Udawalawe oder im Yala-Nationalpark, in dem man die Tiere von respektvoller Entfernung aus im Jeep beobachten kann, ohne sich zu stören.

Kandy – ehemalige Hauptstadt und Zentrum der buddhistischen Kultur

Deutlich kühler, aber nichtsdestoweniger angenehm, ist es in Kandy, der ehemaligen Hauptstadt der Insel. Der Bhodi-Baum, ein ficus religiosa, erhebt sich vor mir, als ich die Tempelanlage betrete. Der fast 2000 Jahre alte Baum, ein Ableger der ältesten, in Asien befindlichen Baums inAnuradhapura, mutet gewaltig an. Auf einem Podest thronend, wird er von zahlreichen Gläubigen umringt, die mehrfach um ihn herumgehen, Wasser ausgießen und beten.Dieser Baum, unter dem Buddha die Erleuchtung erhalten haben soll, nimmt eine wichtige Rolle im Buddhismus ein. Auch in meinem Ausgangsort Kalutara steht ein nicht ganz so alter, aber nichtsdestoweniger bedeutender Bhodi-Baum der eine gleiche Verehrung erfährt.

Hierin Kandy befindet sich der „Zahntempel“ „Sri Dalada Maligawa“, das bedeutendste Heiligtum der Buddhisten in Sri Lanka. Der linke obere Eckzahn des Buddha liegt hier in einem Schrein aufgebahrt. Diese Reliquie war einst eine wichtige Quelle der Legitimität des singhalesischen Königreichs. Daher ist der seit 1988 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Tempel die wichtigste Pilgerstätte der Buddhisten des Landes. Einmal jährlich im August wird eine Nachbildung der Zahnreliquie auf reich geschmückten Elefanten in einer 10tägigen Prozession, derEsala Perahera,durch die Stadt getragen, um sie allen Gläubigen zu zeigen.

Wahrlich bildet der 1687 bis 1782 erbaute Tempel mit seinen großzügigen Außenanlagen und dem markanten, achteckigen Turm, ein prachtvolles Anwesen, das unter der persönlichen Obhut des Präsidenten steht. Geführt von einem Statthalter der Regierung achtet man an diesem, auch für Reisende ein Hauptziel der Ausflüge, bedeutenden Ort sehr auf Sicherheit und Ordnung, was dich der Tempel einst im Bürgerkrieg auch Anschlagsziel der Terrorgruppe „Tigers of Tamil Eelam“.

Herausgeputzt kommt die Tempelanlage, die wie alle buddhistischen Heiligtümer nur barfuß betreten werden darf, daher. Im Inneren des Tempels befindet sich eine Bibliothek, das Sri Dalada-Museum und ein prächtiger Altar mit einem goldenen Schrein. In diesem Schrein also wird der Eckzahn von Buddha aus dem 4. Jahrhundert aufbewahrt. Das ist der sogenannte Dalada.

Zu der Geschichte des Zahns gibt es unzählige Mythen und Geschichten. Ich erfahre, dass der Schrein dreimal täglich geöffnet wird, jeden Tag am Morgen, Vormittag und am Abend.

Der „Milchsee“ direkt neben dem Tempel lädt mich zu einem entspannenden Spaziergang ein, bevor ich meinen Weg weiter fortsetze ins Hochland.

Teeplantagen und Wasserfälle in den kühlen Bergen

Ramboda heißt mein nächstes Ziel, hier im Hochland, in dem auch der ein oder andere Tropfen Regen fällt und die Temperaturen europäische Dimensionen annehmen. Der hier befindliche, 109 Meter tief fallende Wasserfall gibt ein eindrucksvolles Bild ab, es ist immerhin der 729st höchste Wasserfall weltweit. Wer will, kann hier eine Nacht verbringen und sich vom Rauschen des Wassers berauschen lassen. Mich zieht es weiter zu den Teeplantagen in Richtung der Stadt Nuwara Eliya. Tee allerorts zeigt sich mir wie grüne Matten von den Hängen ausgerollt. In allen Feldern sieht man eifrige Frauen damit beschäftigt, die Teeblätter zu pflücken und in ihre rückwärtigen Körbe zu stecken. 30 Kilogramm Tee muss jede Pflückerin täglich erbringen, erklärt mir mein Reiseleiter. Für geübte Arbeiter eine zu bewältigende Aufgabe. Mir als Laie erscheint dies eine besondere Herausforderung. Traditionell wird die Arbeit des Teepflückens von Tamilen erledigt. 1840 von den Engländern in Nordindien angeworben und auf die Insel gebracht, erfüllt diese Volksgruppe noch heute die Aufgabe, mit der sie seit Generationen gewissenhaft vertraut ist.

In einer besuchten Teeverarbeitungs-Fabriken, die allerorts anzutreffen sind hier oben, erfahre ich, dass sich der Prozess von der Sortierung über das Welken, Erhitzen Rollen, Fermentierung bis hin zur 160 ° C heißen Trocknung nur wenige Stunden hinzieht und der fertige Tee bereits nach einem Tag abgepackt werden kann. Das wichtigste Exportgut Sri Lankas kommt dann in sieben Sortierungen daher. Die besten Tees sind die weißen Teesorten Golden und Silver und Grüne Tee-Sortierung. Hier werden nur die Spitzen der Blätter verarbeitet.

Es folgen die schwarzen Tees mit den kleinen Blättern ist die Orange-Pekoe-Verarbeitung, dann die Pekoe, die feingemahlen Broken Orange Pekoe, Broken Orange Pekoe Fannings und zuletzt der für Teebeutel geeignete „Dust“, Staub. Interessiert lausche ich den Erläuterungen der tamilischen Führerin, die mir die Produktionsstätten und den Anbau zeigt und erfahre, dass die besten Tee-Qualitäten gar nicht in Sri Lanka bleiben, sondern exportiert oder an Reisende und Hotels verkauft werden. In einer Teestube in Sri Lanka erhalte ich also nur durchschnittliche bis mindere Qualität. Und das im Land des Tees.

Nuwara Eliya, die „Stadt des Lichts“ im Hochland Sri Lankas hat vor allem ehemalige Kolonialbauten der britischen Zeit zu bieten. Viele Briten zogen sich hierher zurück, da das Klima und Wetter dem ihrer Heimat glich. Wenig verwunderlich ist daher die britische Architektur, eine Pferderennbahn, die heute als Spielplatz genutzt wird und ein noch aktiver Golfplatz zeugen von dem britischen Flair der Vergangenheit. Die Stadt hat heute vor allem seine Bedeutung als Ausgangspunkt für Touren zu einem der wichtigsten Stätten des Buddhismus im Hochland, dem „Adams Peak“, dem „Fuss des Adams“, der Berg, der als Pilgerstätte für Buddhisten und Reisende aus aller Welt vor allem in der Trockenzeit gilt.

Durchs Hochland – das Abenteuer auf allen Wegen

Auf dem Rückweg zu meinem Ausgangsort Kalutara nehme ich eine Strecke durch das Hochland.

Hinduistische Tempel – eine eher seltene Erscheinung in Sri Lanka – begegnen mir hier zahlreich und eindrucksvoll erbaut entlang der Strecke von Nuwara Elyia über Balangoda nach Kalutara. Reich ausgeschmückt mit verschiedenen Altären, die über und über mit Gottheiten, Ikonen und Symbolen verziert sind, kommt ein Hindu-Tempel dem Laien ohne Kenntnis der hinduistischen Religion wie eine Augenweide entgegen ob seiner reichen Verzierungen im und außerhalb des Tempels.

Die Straßen des Hochlands sind wenig ausgebaut, der Charakter des Abenteuers steigt, denn leicht kann man in den noch ungepflasterten Wegen bei Nässe stecken bleiben. Nichtsdestotrotz fühlen sich die Autofahrer hier bemüßigt, ihren für europäische Verhältnisse chaotisch bis gefährlichen Fahrstil fortzusetzen. Da überholen LKWs auch gerne auf einspurigen Straßen einen der zahlreichen TukTuks, mit denen man unbedingt einmal eine erlebnisreiche Fahrt unternehmen sollte. Überlandbusse melden durch permanentes Hupen ihren Anspruch, an jedem vorbeiziehen zu dürfen an, um dann kurz vor einem Zusammenprall mit dem Gegenverkehr wieder vor dem überholten Fahrzeug einzuscheren. Überhaupt scheint die Hupe das wichtigste Utensil des Autofahrers hierzulande zu sein. Und so ist es für mich als Europäer immerzu beeindruckend, dass kein einziger Unfall passiert bei dieser Fahrweise, kein Fahrzeug Beulen oder Schrammen aufweist, obschon die Autos deutlich älterer Natur sind, als in Europa. Die auffällig stoische Ruhe und die Gelassenheit der Singhalesen kommt der Fahrweise zu gute. Was hektisch aussieht, ist in Wahrheit vertrauensvolles Kalkül, dass doch schon alles gut gehen wird. Und so passiert am Ende nichts, weil sich alle Fahrer auf diese Denkweise einlassen. Bemerkenswert unkompliziert.

Der Süden – Galle oder die Stadt der Kolonialbauten

Ganz anders als das Inland und der Westen Sri Lankas ist der Süden. Die Strände fallen hier seicht ab, Baden ist hier im Gegensatz zur Westküste möglich, obschon die Wellen des Ozeans auch hier kräftig und mit hoher Intensität an die Ufer schlagen. Die Stelzenfischer fallen mir in der Gegend um den Ort Weligama direkt auf. Fischer, die auf Stöcken mit einer Angel sitzend den Tag verbringen und Fische aus dem Meer holen, das habe ich bislang noch nicht gesehen. Hintergrund ist der korallenüberzogene, scharfkantige Meeresboden, der ein Stehen im Wasser unmöglich macht. Bis zu sechs Stunden sitzt so ein Fischer dann auf seiner Stelze und holt aus dem Meer, was ihm an die Angel kommt. Aber auch mit markanten Booten wird gefischt. Lang und dünn sind sie, damit sie den hohen Wellen und dem oft unruhigen Seegang in Küstennähe trotzen können. Der Fang wird dann früh morgens an der Küste verkauft, Berge von Fischen türmen sich – wie immer unkompliziert – am Strand auf Tüchern und warten auf Käufer, während die Fischer das Fanggut ab und an bewässern, um es vor dem Austrocknen zu schützen.

Das Fort Galle

Schon erhebt sich der Leuchtturm und die Festung von Galle, dem alten Hafenort auf einer dem Festland vorgelagerten Landzunge vor mir. Gleich mehrere Baustile kolonialer Zeit eröffnen sich mir hier in der etwa 52 Hektar großen Altstadt, die seit 1988 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Das Osttor ist mit einem imposanten Wappen der niederländischen Herrscher geschmückt, klein darunter ist das portugiesische Wappen zu erkennen. Das neue Tor im Norden, dass die Engländer gebaut haben, trägt dagegen keinen Schmuck. Viel Geschichte steckt in der Stadt. Und so erfahre ich, dass die Geschichte des Forts zurückreicht, bis in die Zeit der Portugiesen, welche Galle 1505 unter Lourenço de Almeida erreichten und besiedelten. Das Landen in Galle war die ungeplante Folge eines Sturmes, der die Flotte weit von ihrem geplanten Kurs abbrachte. 1588 verlagerten die Portugiesen dann ihren Schwerpunkt nach Galle. 1640 fiel die Festung an die Holländer, die sich mit König Rajasinhe II verbündet hatten, und die Oranier bauten die Festung ab 1649 massiv aus, die Wälle wurden aus Granitsteinen gemauert. Die neuen Wälle umgaben nun auch die gesamte Anlage, hauptsächlich 1663 errichtet. Als nächste Macht übernahmen nach den Holländern die Engländer das Fort 1796. Dadurch, dass sie nicht gestürmt werden musste, erklärt sich der ausgezeichnete Erhaltungszustand des Forts in heutiger Zeit. Bis 1948 blieb das Fort Galle in britischer Hand und war südliches Hauptquartier der Kolonialmacht; seine Bedeutung als Stützpunkt und Hafen nahm jedoch zugunsten Colombos während des 19. Jh. ab.

Wer Galle nicht gesehen hat, hat den Süden Sri Lankas verpasst, erklärt mir Reiseführer Sumi. Denn obschon hier trockene, architektonische Geschichte auf den Besucher wartet, nimmt dieser Ort einen bedeutenden Teil in der Geschichte des Landes ein, den auszulassen beutet, viele Zusammenhänge der Kolonialgeschichte nicht verstehen zu können.

Tradition und Kultur – Edelsteine, Tänze und Masken in Sri Lanka

Während meiner Reise durch den Südwesten Sri Lankas begegne ich immer wieder einigen markanten Traditionen des Landes, die zu kennen es als Reisender lohnenswert ist. So erlebe ich in Kandy und anderen Orten Tanzdarbietungen traditioneller Art, die nicht nur von der Kostümierung der Tänzer, ihrer Choreographie und ihrer musikalischen Zusammenstellung sehenswert sind. Trommen und Gesang sind die häufigsten Begleiter einer Tanzdarbietung. Vielmehr eröffnen mit diese Tänze auch einen Einblick in die tief verwurzelte Schamanen-Kultur, die in diesem Land, gerade in den Dörfern noch sehr gepflegt wird. Rasante Drehungen von wild kostümierten Tänzern mit bunten Masken, galante Körperformationen zarter Damen begleitet von betörenden Gesängen, versetzen den Zuschauer in einen Rausch der Besinnlichkeit. Hintergrund der Schamanen-Tänze ist es nicht selten, Krankheiten zu vertreiben. Die Entsprechende Maske für jede Krankheit – 18 verschiedene sind es an der Zahl – kommt dabei zur Anwendung. Sehen und gesehen werden vom jeweiligen Gott, das ist das Ziel eines solchen Tanzrituals.

Hochzeiten und andere Festivitäten besonderer Art sind ebenfalls immer ein Anlass, ein Ereignis tänzerisch darzustellen, meistens in farblich und stilistisch besonders ansprechender Kostümierung.

Und wenn ich die Masken der Tänzer sehe, dann will ich wissen, wie sie gemacht werden und was sie bedeuten. Ich besuche ein Maskenmuseum in Ambalangoda an der Westküste. Dort erfahre ich nicht nur, wie die Schnitzkunst der Masken entstanden ist, sondern sehe auch die einzelnen Masken für jede Krankheit, für Festivitäten und Schamanenkulte. Ausführlich erläutert man mir die Bedeutung jeder Maske, deren Schnitztechnik ich nebenan in der Werkstatt bewundern kann.

Kein Frage, dass solche Masken in Nachbildung natürlich auch vor Ort zu kaufen sind.

Und Edelsteine. Ja, das ist auch ein Thema in Sri Lanka. Der blaue Saphir ist wohl der bekannteste, seit die englische Prinzessin Diana eine Kette mit einem blauen Saphir aus Sri Lanka zu ihrer Hochzeit trug. An verschiedenen Orten an der Küste, aber vor allem in der Edelsteinstadt Ratnapura – Stadt der Juwelen – kann ich nicht nur alle Arten von Steinen und Schmuck kaufen, ich sehe auch, wie die Steine von Minenarbeitern in einem schmalen Schacht mühsam aus der Erde gewonnen werden, zu Arbeitsbedingungen, die man sich in Europa kaum vorstellen kann. Nach Waschung der zu Tage geförderten Steine findet man dann Rubine, Mondsteine, Smaragde, Spahire, Topas oder Turmalin in verschiedenen Karatstärken.

Die Tierwelt – Auge in Auge mit Sri Lankas Artenvielfalt

Elefanten sind in Sri Lanka nicht nur heilige Tiere des Buddhismus und nützliche Helfer bei der Arbeit, sie kommen auch zahlreich über die ganze Insel verstreut in großen Naturreservaten vor. Der Sri Lanka-Elefant, Elephas Maximus, ist deutlich kleiner als der afrikanische und hat nicht nur kleinere Ohren, sondern auch selten Stoßzähne. Ungestört in freier Umgebung beobachten kann man ihn am besten in einer der Nationalparks, die größten sind wohl Yala im Südosten und Udawalawe im Innland, aber auch Horton. Ich entscheide mich für den Udawalawe-Nationalpark, der von der Küste aus immerhin schon vier Fahrtstunden entfernt liegt. Trocken wie eine afrikanische Savanne liegt der am gleichnamigen Stausee gelegene Nationalpark, der jetzt im Juni ideal für einen Besuch ist. Das Grasland mit Strauchsavanne eignet sich bestens, um Tiere zu beobachten, da die notwendige Weitsicht vorhanden ist. Nicht nur zahlreiche Elefanten, die nahe an das Fahrzeug herankommen, sondern auch Wasserbüffel, Axishirsche, Warane, Krokodile und zahlreiche Vögel wie den Tokan, Adler und Kraniche beobachte ich begeistert. Leider treffe ich keinen der wenigen Sri-Lanka-Leoparden oder Lippenbären an. Da müsste ich wohl schon in den Yala-Park fahren, wo sich die Leoparden auf den Felsen räkeln, ungestört jeder Beobachter.

Die gut dreistündige Fahrt durch den Nationalpark ist ein Paradies für Fotografen und Naturliebhaber. Auch oder gerade das, ist Sri Lanka.

Habe ich doch erst kurz zuvor in der Nähe von Benota an der Westküste eine Wasserschildkröten- Aufzucht besucht, so bietet sich mir im Süden rund um Galle die Möglichkeit, zu einer Walbeobachtungs-Tour hinauszufahren. Aber dazu müsste ich zu Beginn eines Jahres hier sein, denn dann kommen die Blau- und Schwertwale zahlreich an die Küste heran, um Heringe zu jagen.

Mangrovenwälder – Entspannung und Überraschung

Nicht genug bekomme ich von der Tierwelt Sri Lankas. So unternehmen ich in der Umgebung von Benota eine Flussfahrt durch die Mangrovenwälder. Ein entspannendes und überraschendes Erlebnis, wie ich schon nach kurzer Zeit feststelle. Denn mein Bootsführer zeigt mir Tiere, die ich mit bloßem Auge kaum erahnt hätte. Da sitzt hier auf einem Ast ein blauschimmernder Eisvogel, da schaut ein grüner Leguan aus dem ebenfalls grünen Dickicht hervor. Zahlreiche, kleine Krokodile bewegen sich langsam durch das Wasser der Uferböschung. Das leise Tuckern des Motors durch die schmalen Kanäle, die Ruhe, unterbrochen nur von Vogelstimmen führt zu einer Entspannung, die bei all den erstaunlichen Erlebnissen der letzten Tage eine angenehme Auszeit bietet. Urlaub kann anstrengend und spannend sein, wenn man sein Urlaubsziel nicht nur am Strand kennenlernen will. Aber das ist ja auch das schöne an einer Reise in ein Land wie Sri Lanka.

Ayurveda: Entspannung durch traditionelle Heilverfahren

Entspannung ist das Stichwort für das Gesundheitsverfahren, das seinen Ursprung im indischen, aber auch in Sri Lanka hat. Die „Wissenschaft vom Leben“, so die Bedeutung des Wortes Ayurveda, das vor über 5.000 Jahren entstand und in seiner Anwendung bis heute aus der Überlieferung von Generation zu Generation wurzelt. Das harmonische Zusammenspiel von Körper, Geist und Lebensumfeld – die drei Doshas – sind es, mit dem sich Ayurveda beschäftigt. Dieser Heilkunst gehe ich in Weligama im Süden des Landes auf den Grund. Ich erfahre, dass Ayurveda anders als die westliche Medizin die Ursache eines Problems und nicht nur die Symptome zu heilen versucht. So unterziehe ich mich probeweise einer vollständigen Behandlung, die eigentlich zwei bis drei Wochen dauern müsste, um erfolgreich zu sein. Wie alles in Sri Lanka, ist auch Ayurveda darauf ausgerichtet, durch Langsamkeit zum Ziel zu kommen. Ein Ernährungsplan wird erstellt, der sich vor allem auf vegetarische Speisen und Fisch konzentriert und Fleisch weitestgehend außen vor lässt. Tee wird mein ständiger Begleiter über den Tag, Alkohol und scharfe oder süße Getränke haben hier keine Chance. Allenfalls milde oder mit Wasser verdünnte Säfte. Ziel ist es, die Verdauungstätigkeit zu stärken. Die Einnahme von täglicher Kräuter-Medizin soll die ernähungstechnische Behan unterstützen.

Begleitend zur Ernährung unterziehe man sich einem Drei-Stufen-Plan der Behandlungen, dem Purvakarma – der Vorbereitung des Körpers – dem Pradahana Karma – der Reinigung in 5 Techniken – und dem Praschath Karma – der Nachbehandlung und Verjüngung.

Da ich keine drei Wochen für eine ausreichende Behandlung zur Verfügung habe, belasse ich es bei den aryuvedischen Ölanwednungen, das sind Massagen des ganzen Körpers, der Kräuterbehandlung und der abschließenden Akkupunktur, in einer täglichen Gesamtprozedur von zwei bis drei Stunden Mit Yoga kann man morgens und abends eine zusätzliche Entspannung nach und vor dem Schlafen erzielen. Tatsächlich bemerke ich, wie sich bereits nach wenigen Tagen eine innerliche Ruhe einstellt, die wohl zurückzuführen ist auf die Behandlungsmethoden. Lernen, sich mental zu entspannen. Das ist das Hauptziel der Ayurveda-Kur, die in ständiger Konsultation mit den Ayurveda-Ärzten stattfindet.

Generell muss ich mir als Reisender, der sich einer solchen Kur in Sri Lanka unterziehen will, darüber im klaren sein, dass diese Art von Urlaub kein gewöhnlicher ist, der das Kennenlernen von Land und Leuten oder die Erholung am Strand beinhaltet. Die völlige Konzentration auf Körper und Geist, der weitestgehende Verzicht auf alle Annehmlichkeiten bei Ernährung, Unterhaltung und Erlebnis kennzeichnet den Ayurveda-Aufenthalt in einem Kur-Ressort.

Sri Lanka – das Land der Erstaunlichkeiten

Zwei Wochen sind viel und doch gar nichts, um das scheinbar kleine Inselreich Sri Lanka kennen zu lernen. Nur der Südwesten und ein Stück des Hochlands im Inneren konnte ich erkunden in der kurzen Zeit. Viel habe ich über die Menschen, Kulturen und die Schätze der Natur- und Tierwelt aufgenommen. Die stoische Ruhe, die immerwährende Freundlichkeit, der Sanftmut der Singhalesen und Tamilen im Land, die Ausgeglichenheit, Offenheit und Toleranz Gästen gegenüber sind markant und vom ersten Tag allgegenwärtig. Je mehr man vom Land gesehen hat, desto mehr freuen sich die Bewohner, dass der Gast Interesse an dem kleinen Inselstaat im Pazifik hat. So unorganisiert das Leben für Außenstehende scheint, so geregelt ist es doch im Inneren. Und so wundere ich mich kaum noch, dass es tatsächlich 113 Ministerien in Sri Lanka gibt. Da gibt es kuriose Zuständigkeitsbereiche wie einen Minister für Kautuschukplantagen, einen für die Entwicklung von Kokosnussanbau oder auch einen für Botanische Gärten und einen für Nationalparks. Alles ist bis ins Kleinste geregelt.

Sri Lanka ist aber nicht nur das Land der offenen Herzen, es ist vor allem das Land der offenen Hände. Als Reisender sollte man immer ein paar 100-Rupien-Scheine in der Tasche haben. Für viele kleine Freundlichkeiten gibt man gerne eine kleine Aufmerksamkeit, die gerne auch angefragt wird – bescheiden aber zielstrebig. Und eigentlich gibt man den Menschen in diesem Land, die meistens nicht über Reichtum materieller Art verfügen und zudem durch einen langen Bürgerkrieg und einen heftigen Tsunami viel verloren haben, auch gerne ein Kleingeld, das ihnen hilft, den Tag zu erleichtern.

Ein aktiver Urlaub in Sri Lanka mit einem tatsächlichen Kontakt zur Bevölkerung eröffnet nicht nur andere Welten, es eröffnet auch den Weg zu neuen Denkweisen, zu mehr Gelassenheit und Konzentration auf das Wesentliche im Leben.

Mehr kann in Sri Lanka erleben, sehen, wahrnehmen. Der vom Krieg sehr gebeutelte Osten ist in seiner Art und Lebensweise ohne viele Touristen wie im Westen ganz anders. Schwer ist es dort hin zu gelangen, da es keinen Flughafen gibt. Mehr kann man sehen und noch mehr lernen von den Singhalesen. Einmal nach Sri Lanka zu reisen ist ein Erlebnis, zweimal zu kommen eine Erfüllung und wer noch öfter kommt ist fast ein Einheimischer, so klingen mir die Worte meines Reiseführers in den Ohren, die viel Wahres in sich tragen.

Kurz notiert

Wie kommt man hin?

Von Deutschland aus gibt es zahlreiche Flugmöglichkeiten von Düsseldorf, Frankfurt, Berlin und München nach Sri Lanka zu fliegen.

Sri Lankan Airlines fliegt von Frankfurt sogar direkt in 9 Stunden nach Colombo. http://www.srilankan.com/

Andere, arabische Airlines wie Emirates (über Dubai) Ethiad (über Abu Dhabi) und Qatar Airways (über Doha) fliegen mit Zwischenstopp in meistens 12 Stunden nach Colombo.

Abzuraten ist ein Flug mit Qatar Airways. Die deklarierte 5-Sterne-Airline ist im Service und vor allem in den Umsteigezeiten von oft nur 30 Minuten bis zum nächsten Boarding in Doha eine Katastrophe. Die Ausstattung der Economy-Class eher unterdurchschnittlich mit besonders engen Sitzen.

Einreisebestimmungen:

Deutsche benötigen ein Visum, das etwa 30 Euro kostet. Dieses kann online vorab oder am Flughafen selbst erworben werden.

http://www.eta.gov.lk/slvisa/visainfo/center.jsp?locale=de_DE

Währung und Geld Sri Lanka

1 Euro = 170 Rupien (Stand Juni 2014)

das Leben in Sri Lanka ist nicht teuer. Für ein Essen zahlt man im Restaurant etwa 3 Euro. Beim Einkauf von Waren und besonders Schmuck gilt grundsätzlich, hart verhandeln und mit 25% des geforderten Preises entgegenzutreten. Händler versuchen gerne, Touristen auszunehmen.

Trinkgelder im Restaurant und im Hotel sind üblich, zwischen 100 und 500 Rupien.

Es empfiehlt sich, immer mehrere 100-Rupien-Scheine (ca. 60 Cent) in der Tasche zu haben, denn für Bilder von Personen, die man auf Nachfrage gerne machen darf sowie für jegliche Annehmlichkeit sind diese Beträge gerne gesehen, bzw. werden erwartet.

Ausflüge und Touranbieter

Es ist empfehlenswert, Ausflüge mit einem niedergelassenen Reiseunternehmen durchzuführen. Gerne werden von Pauschalreiseveranstaltern Ausflüge vor Ort vom lokalen Reisebetreuer angeboten, diese sind aber oft überteuert und erfordern Vorkasse.

Dringend zu warnen ist vor Ausflügen mit den sogenannten „Beach Boys“, das sind Männer, die an den Stränden Touristen für Tagesausflüge anwerben. Oft wird dann auf der Fahrt das Programm geändert, die vereinbarten Preise nicht eingehalten und Extrakosten fallen an. Zudem besteht keine Versicherung, falls etwas passiert.

Ein sehr guter und zuverlässiger Anbieter mit Sitz vor Ort und Sitz in Deutschland ist das Unternehmen Sri-Lanka-Explorer, der auch die Möglichkeit bietet, die Touren vor der Reise online zu reservieren und erst bei Antritt des Ausflugs vollständig zu bezahlen.

http://www.srilanka-explorer.de/

Unterkunft

Reisen nach Sri Lanka werden nicht selten als Pauschalreise gebucht, Hier kommt es aber auch darauf an, in welchem Hotel man unterkommt. Ein Hotel, das sowohl verkehrstechnisch exzellent zum Flughafen sowie zu den meisten Sehenswürdigkeiten gelegen ist in Waskaduwa in der Nähe von Kalutera ist das 4-Sterne-Hotel „The Sands by Aitken Spence“. Besonders außerhalb der Saison (Mai bis Juli) ist hier ein entspannter Aufenthalt möglich auf hohem Niveau. Die Freundlichkeit des Personals, die Sauberkeit und die Ausstattung der großzügigen Zimmer und das angenehme Ambiente sowie die zahlreichen Angebote des Hotels ohne aufdringlich zu sein, lassen den Ferienaufenthalt zu einer echten Erholung werden.

http://www.aitkenspencehotels.com/thesands/

Ayurveda:

Wer sich auf eine streng aryuvedische Kur einlassen möchte, dabei spartanische, aber ansprechende Zimmer in Kauf nimmt und sich bewusst ist, dass man sich in einer Heilanstalt und nicht in einem Hotel im klassischen Sinne befindet, der sollte das Baberyn Beach-Ressort in Weligama aufsuchen und ist hier in Sachen Ayurveda bestens aufgehoben:

http://www.barberynresorts.com/german/beach/

Informationen rund um Sri Lanka erteilt das Sri-Lanka Touristboard:

http://www.srilanka.travel/

Diese Reise wurde durchgeführt in Eigeninitiative.

Der Aufenthalt im Ayurveda-Ressort wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung des Baberyn Beach Ressort Weligama und der Angelika Hermann-Meier PR München.

Der Journeylist – Philip Duckwitz 

Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (Journalistenkreis)
Mitglied im Deutschen Fachjournalisten-Verband (DFJV)
Internet: http://www.journeylist.de

Publiziert am: Dienstag, 08. Juli 2014 (3034 mal gelesen)
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