Kreuzfahrt in Jura & Drei-Seen-Land

Geschrieben von PD-Journey am Mittwoch, 27. Juli 2016

oder einer Kreuzfahrt in Jura & Drei-Seen-Land.

Breit rollt sich die blaue Wasseroberfläche über die Landschaft aus und glitzert bis zum Horizont in ihrer unendlich erscheinenden Weite. Das Schiff auf dem Bielersee – dem Lac de Bienne – nimmt laut tutend Fahrt auf Richtung Südwesten. Ich bin angekommen in einer Oase der Ruhe, einem sicheren Hafen der Erholung in Zeiten der Unruhe in Europa. Die Westschweiz, genauer die Region Jura & Drei-Seen-Land – das bernische Seenland – an der Sprachgrenze von Deutsch und Französisch. Der 15 Kilometer lange und 4 Kilometer breite See mit einem Durchmesser von 37 Kilometern ist noch nicht einmal der Größte in dieser Gegend, obschon er mir unendlich erscheint. Denn der Neuenburger See – auch Lac de Neuchátel genannt – weist mit einem Umfang von 38 Kilometern deutlich mehr Seefläche auf. Und nicht zuletzt ist da noch der kleine Murtensee – Lac de Murat – der sich mit 22 Kilometern Fläche hinter seinen großen Brüdern  im Süden versteckt.
Die drei Seen sind miteinander durch Zuflüsse und Kanäle verbunden und lassen sich in einer ausgedehnten Bootsfahrt erleben.
Die Sicht ist klar an diesem heißen Sommertag. Bis in die Berner Alpen reicht der Blick zu Eiger, Mönch und Jungfrau, die schneeweiß schimmernd skurril in der heißen Sommerlandschaft wie eine Fata Morgana am Horizont erscheinen. Da ist es wieder, das Oasen-Gefühl, das ich bereits bei meinem Eintreffen wahrnahm. Rechts am Ufer erheben sich nun weit ausgedehnte Weinberge, die sich um kleine, malerische Ortschaften herum drapieren. Wie die Landschaft einer Spielzeug-Eisenbahn mutet diese Kulisse an.  Und tatsächlich entdecke ich einen schnell entlang des Ufers brausenden Zug, der sich seinen Weg in Richtung Val de Travers bahnt, das ich in den nächsten Tagen noch besuchen werde.

Das Ausflugsschiff „Stadt Biel“ mit seinen 40,85 Metern Länge und 6,87 Metern Breite schiebt sich mit einer Geschwindigkeit von 25 km/h gemächlich von Ort zu Ort auf dem Bielersee. Die zwei Dieselmotoren treiben die alte Dame aus dem Jahr 1953 schnurrend über das Wasser, denn heute sind die drei Decks nicht sehr gefüllt, kann der Dampfer doch sonst bis zu 500 Personen befördern.

Die St. Petersinsel  – Ort der Zufriedenheit im Einklang mit der Natur

Mitten auf dem Bielersee liegt die St. Petersinsel. Eine bewohnte Insel auf  einem Binnensee. Das gibt es, ist aber sehr selten und verspricht ein Ort der Ruhe zu sein. Immerhin hat der französische Schriftsteller und Aufklärer Jean-Jaqcues Rousseau, der als Wegbereiter der französischen Revolution gilt, hier einige Wochen seines Lebens im Herbst 1765 verbracht. Er selbst bekannte, hier die glücklichsten Momente seines Lebens im Einklang mit der Natur verbracht zu haben, in der er sich in botanischen Studien widmete. Der Pavillion auf dem Rebberg der Insel mit einem malerischen Ausblick auf die westliche Uferseite soll der Lieblingsplatz des Dichters gewesen sein. Der traumhafte Ausblick auf das Westufer des Sees lässt erahnen, welch erhebendes Gefühl sich in dem Franzosen ausgebreitet haben muss.
Auch im nahen entfernten Mótiers, das mir in den kommenden Tagen noch mit einem wesentlich mehr verruchten Thema begegnen sollte, hielt Rousseau sich auf und vollendete dort sein berühmtes „Dictionnaire“. Noch heute erinnert eine Büste am Südufer der St. Petersinsel an den berühmten Gast aus dem 18. Jahrhundert, zahlreiche Führungen zum Leben und Werk des Dichters halten die Erinnerung wach.
Auch Goethe, Kaiserin Josephine Bonaparte und die Könige von Preußen und Bayern besuchten einst diese Insel mit historisch bewegter Vergangenheit.

Viel früher als zu Rousseaus Zeiten war die Insel bereits besiedelt. Die Anfänge gehen auf eine römische Siedlung zurück, deren Spuren man noch deutlich erkennen kann. An der Stelle, an der heute das ehemalige Kloster der Cluniazenser aus dem Jahr 1127 steht, befand sich zuvor ein römischer Tempelbezirk, aus dessen Steinen das Kloster errichtet wurde. Der heutige Bau ist ein verkleinerter Restteil des ursprünglichen Gebäudes.  Aufgrund von Fehlplanungen stürzte die einstige Klosterkirche ein. Auch hier auf der Insel gibt es Wein. Dieser, auf das 12. Jahrhundert zurückgehende Rebberg, der der Gemeinde Bern gehört, produziert bis heute einen einzigartigen und vorzüglichen Tropfen, der sich hoher Beliebtheit erfreut – zumeist in dem heute im Kloster untergebrachten Hotel-Restaurantbetrieb. Hier zu nächtigen, in den Räumlichkeiten, die bereits berühmte Häupter beherbergten, die einen sakralen Hintergrund aufweisen und sich auf eine Jahrhunderte alte Geschichte stützten, um dabei Weg zu sich selbst im Einklang mit der Natur zu finden, bildet ein einzigartiges Erlebnis. Gefesselt lausche ich den Erzählungen von Peter Sperner, der als derzeitiger Hausherr über das Wohl der Anlage und seiner Gäste wacht, bevor ich diesen geschichtsträchtigen Ort auf meiner Reise durch das Drei-Seen-Land wehmütig verlasse.

Biel oder die Wiege der Uhrenindustrie

Bevor ich zu meinem Ausgangsort Biel am östlichen Rand des Bielersees gelange, lege ich einen Zwischenstopp in dem mittelalterlichen Ort la Neuveville ein. Diese mit einem stolzen Stadttor befestigte Ortschaft blickt auf eine lange Tradition zurück, die bis in das Jahr 1312 reicht und ihren Ursprung in der Gründung durch den Berner Fürstbischof Gérard de Vuippens hat. Im Laufe seiner Geschichte immer eher Frankreich als dem deutschsprachigen Gebiet zugewandt, ist die Stadt auch heute noch sehr französisch geprägt. Deutsch wird hier kaum gesprochen. Tritt man durch das steinerne Stadttor „Tour de Rive“ in die Altstadt, glaubt man sich in der französischen Provence zu befinden und wird von der historischen Kulisse und der französischen Lebensart aufgesogen.

Endlich gelange ich wieder mit dem Schiff zurück nach Biel. Die auf das Jahr 2970 v. Chr. zurückgehende Ansiedlung, deren Name auf den keltischen Gott „Belenos“ zurückgeht, weist nicht nur deutliche Zeichen römischer Siedlungskultur auf, sondern zeigt in seiner gut erhaltenen Altstadt vor allem das Leben im Mittelalter, das als Stadt im Jahr 1275 begann. Die zahlreichen Zunfthäuser, zu erkennen an den noch gut sichtbaren Zunftwappen an den Fassaden prägen das reich daher kommende Stadtbild mit großzügigen Bürgerhäusern. Um noch großartiger zu wirken, beauftragte manch ein Bauherr gar einen „Fassadenmaler“, der zusätzliche, nicht vorhandene Fenster auf die Fassade malte, um das Haus noch prächtiger wirken zu lassen. Die Brunnen im Kern der Altstadt zeigen mit ihren Ritterfiguren nicht nur die Präsenz einer eigenen Armee im Mittelalter.
Spannend sind auch die zahlreichen Geschichten, die sich um einzelne Plätze der Stadt ranken. So weist der hochgelegene Friedhof eine übermächtige Buche auf, deren Kraft aus den Verblichenen stammen soll. Skurril mutet dabei auch die Geschichte meiner Reiseleiterin an, dass die unterhalb der Friedhofsmauer angesiedelte Metzgerei stets mit frischem Fleisch versorgt ist, dessen Herkunft niemand kennt. Schnell ziehe ich weiter und betrachte mir die angenehmen Dinge der Stadt.

Im 19 Jahrhundert begann das Urhmacherhandwerk in Biel Fuß zu fassen und entwickelte sich rasch zu einer bedeutenden, bis heute sichtbaren Industrie. Weltbekannte Marken haben hier ihren Sitz und ich staune nicht schlecht, als ich die Zentrale der berühmten, poppigen Uhrenmarke auf meinem Weg durch die Stadt entdecke oder die ehrwürdige Marke, deren Name das Gegenstück zum griechischen Wort Alpha bildet. Wie gut, dass das Neue Museum der Stadt zahlreiche Exponate der örtlichen Hersteller bereithält und mir die Geschichte der Uhrenindustrie, die der Stadt Biel sicherlich zu Weltruhm verholfen hat, vermittelt.

Glas und Wein oder die Erzeugnisse der Region

Handwerk und Weinbau werden in der Region Jura & Drei-Seen-Land groß geschrieben und blicken auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurück. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich bei Winzer Adrian Klötzli, der am Fuße des Twannbach- Wasserfalls im Ort Twann weilt, plötzlich in einem 600 Jahre alten Gemäuer stehe, dass direkt in die Felswand gehauen wurde und in den Räumlichkeiten seiner Vorfahren vorzügliche Trauben-Erzeugnisse der Region verkoste. Wie wäre es mit einem prickelnden Vin mousseux Brut der Trauben Riesing-Silvaner und Pinot-Noir oder einem weißen Gutedel, der hier in der Westschweiz unter dem wesentlich mundigeren Namen „Chasselas“ kursiert? Ein Riesling-Sylvaner als Süßwein vom Bielersee rundet nicht nur die Verkostung, sondern auch eine fulminante Mahlzeit krönend ab.
Und da ich mich schon mit dem Wein als Erzeugnis der Region auseinandersetze, benötige ich nun eigentlich nur noch das passende Weinglas – am besten mundgeblasen und nicht maschinell. Etwas oberhalb des Ortes Twann werde ich ich fündig. Hier bläst Reto Zünd was die Lunge hergibt und formt weit mehr als nur Weingläser aus der amorphen Substanz, die sich Glas nennt. Da entdecke ich nicht nur Waren des täglichen Bedarfs, sondern Kunsthandwerk, dass in Staunen versetzt. Anhänger, Schmuck, Vasen, traumhaft geformte Gefäßkreationen, die wie Eis von der Decke hängen –  all das kann ich hier erwerben. Filigrane Glaskunst aus der Kraft des Feuers, so könnte man die Retos Werk bezeichnen, der sinniger Weise auch Zünd heißt und ein echter Tausendsassa ist. Im zarten Alter von 10 Jahren, als seine Spielgefährten noch noch durch die nahen Wälder tobten, widmete sich Reto bereits der Glasbläserei, die er von seinem Großvater erlernte. Heute gibt der quirlige Schweizer sein Wissen in Workshops weiter, die direkt in der bezaubernden Umgebung seiner Glasbläserwerkstatt abgehalten werden.

Absinth im Val de Travers oder ein verruchtes Elexier mit langer Verbotsgeschichte

Mit dem Zug verlasse ich vorerst die Gegend rund um den See. Neuchátel passierend gelange ich immer tiefer in das Umland hinein. Schlagartig werden die Wälder dichter, die Berge höher, das Licht dunkler. Dann breitet sich wie am Ende eines Tunnels plötzlich ein Längstal aus mit saftigen Wiesen, die durch die hoch aufstrebenden Felswände beschränkt werden. Das Val de Travers. Eigentlich eine harmlos erscheinenden Gegend, wäre da nicht eine Geschichte einen fast 100 Jahre verbotenen Alkohol umgibt. Der Absinth, dessen Name von der lateinischen Bezeichnung „absintium“ für das Kraut Wermut stammt. Das Val de Travers gilt als die Wiege der „grünen Fee“, der „Fee Verte“. Jene Spirituose, die vor allem Wermut, Fenchel und Anis und Angelika enthält, wurde im 18. Jahrhundert im kleinen Ort Couvet erfunden, die erste Brennerei dort stammt aus dem Jahr 1797. ich befinde mich auf der „Absinthroute“, welche die Dörfer Couvet, Boveresse, Buttes, Fleurier, Les Bayards, Môtiers,Noiraigue und Les Verriéres umfasst. Alle diese Ortschaften liegen im Val de Travers.
Hier also entstand jener Alkohol, der die Sinne rauben soll. Berühmte Künstler wie Van Gogh, der sich im Wahn ein Ohr abschnitt, Ernest Hemmingway, Edgar Allan Poe oder Oscar Wilde waren dem Rausch der grünen Fee verfallen. Dabei galt Absinth eigentlich zunächst als „Volks-Alkohl“, der preiswert herzustellen war und seine Wirkung rasch zeigte. Schwindel, Halluzinationen, Krämpfe, ja sogar Blindheit konnte Thujon, der ätherische Alkohol-Bestandteil des Absinth hervorrufen. Das ebenfalls enthaltene Ethanol tat sein übriges. Wurde der Absinth zunächst nur medizinisch verwendet, gewann er Mitte des 19. Jahrhunderts schnell an Popularität. Die Trinkgewohnheiten der Menschen änderten sich mit ihm. Es galt als chic, Absinth zu genießen Auf den Tischen der Cafés und Bars standen jene hohen Wasserbehälter, aus deren Hähnen man sich tröpfelnd die Spirituose verdünnte. Dadurch erhielt der Absinth seine hellgrüne Farbe. Absinth galt bald als Getränk der Künstler und Literaten, der Dichter und Denker. Es zählte als modern, dekadent, verrucht und doch begehrt, sich den Wirkungen der „Grünen Fee“ hinzugeben. Auf zahlreichen Gemälden jener Zeit ist der Absinth zu entdecken, er war gesellschaftlich etabliert.  Doch mit dem Alkohol kam der „Absinthismus“ , der die Langzeitfolgen jenes Alkoholgenusses deutlich werden ließ. Überreiztheit und Halluzinationen waren die häufigsten Symptome. Besonders Absinth-Gegner hielten diese Folgen mahnend hoch.

Dann der Paukenschlag: Ein Mord im Jahr 1905 in der Gemeinde Commungny, der wegen seiner Grausamkeit europaweit Beachtung fand, war der letzte Auslöser für das Verbot jenes verruchten Elexiers. Am 7. Oktober 1910 wurde der Absinth in der Schweiz verboten, nachdem am 5. Juli 1908 darüber in einer Volksabstimmung entschieden wurde.
Es begann die Illegalität der Absinth-Destillation. Der Widerstand. Brave Schweizer Bauern wurden über Nacht zu revoltierenden Gesetzesbrechern im Untergrund. Der Absinth gewann Bedeutung in der Halbwelt. Unzählige Methoden der illegalen Produktion im Hinterzimmer wurden erfunden, Absinth gab es nur noch unter Vertrauten auf Nachfrage und in Kenntnis von Code-Wörtern. So ist zum Beispiel die Geschichte eines Friseurs bekannt, der seinen Kunden grünes Haarwuchsmittel verkaufte – wer seine Wirkung kannte, trank es lieber.

Absinth wurde das Modegetränk der verruchten Gesellschaft. In den 20er Jahren erfuhr es in der Dekadenz des Überflusses einen nie dagewesene Bedeutungsaufschwung. Wollte man den Konsum des Absinth unterbinden, so erzielte man nun erst recht einen Aufschwung, bedingt durch den Reiz des Verbotenen. Razzien, Hausdurchsuchungen und ein Katz-und-Maus-Spiel der Polizei mit den schwarzbrennenden Bauern der Region nahm seinen Lauf. Es kam zu Verhaftungen, hohen Strafzahlungen, akribischen Verfolgungen der Polizei dieser „Verbrechen“, die von den sonst braven Schweizern der Region begangen wurden.
Viel später, im Jahr 1983, fand der Absinth noch einmal in einem  öffentlichen Skandal Beachtung. Als nämlich der damalige französische Präsident Mitterand zu einem Staatsbesuch in der Schweiz weilte und in Neuchátel ein Dinner einnahm, wurde ihm zum Dessert eine „grüne Fee“ gereicht. Eine Gefängnisstrafe für den Gastronom und politische Konsequenzen waren die Folge, dieses international beachteten Vorfalls.

Ich schaue mir die Geschichte des Absinth in der „Maison de L´Absinth in dem winzigen Ort Mótiers an. Kurioser Weise war genau dieses Museum zuvor eine Polizeistation mit Gericht und genau hier wurden zahlreiche Schwarzbrenner verurteilt und betraft. Der letzte Richter, der bis zu Verbotsaufhebung im Jahr 2005 hier seinen Dienst tat, lebt noch im Ort. Warum er heute fast erblindet ist, lässt sich wohl nur mit schelmischem Hintergedanken mutmaßen.
Bevor ich den Ort und das Val de Traves verlasse, besuche ich noch die Destillerie des wohl berühmtesten Schwarzbrenners am Ort, Willy Bovet, der den Absinth für seine Abnehmer stets in seinem Briefkasten versteckte. Wer es wusste, nahm dort die verbotene „Post“ heraus und revanchierte sich mit einem finanziellen Obolus. Seine Tochter Françoise treffe ich in der Brennerei an, sie erzählt mir, wie sie inzwischen das Absinth-Brennen von ihrem Vater lernt, der mehrere, einzigartige Rezepte kreiert hat. Kennzeichnend ist auch die schwarze Katze auf den Flaschen der Brennerei, die bei meinem Besuch tatsächlich als lebendiges Exemplar zwischen meinen Beinen umherläuft. Also habe ich doch keine Halluzinationen nach dem Genuss dieses verführerischen Elexiers denke ich bei mir, bevor ich weiterziehe.

Solothurn oder die Stadt, in der nur bis 11 gezählt wird

Mit dem Schiff könnte ich nun die Aare hinab bis zu der imposanten Stadt Solothurn gelangen. Ich wähle dieses mal den Zug um auch dieses hochklassige Transportmittel der Schweiz zu erfahren.  Von Biel aus gelange ich in die als „Ambassadorenstadt“ bezeichnete Ortschaft. Denn bis ins 18. Jahrhundert war hier die französische Botschaft ansässig und in dem oberhalb des Zentrums gelegenen Schloss Waldegg, welches eine Sommerresidenz der Schlossherren bildete, erkennt man die lange Tradition der Solothurner und die Bindung an die Tätigkeit als Botschafter noch deutlich.
Auch römische Spuren lassen sich in der Stadt deutlich wahrnehmen. Bereits 25 n. Chr. gab es hier eine römische Siedlung zur Zeit des Kaisers Tiberius.
Auffällig bei einem Bummel durch die vom Markttreiben belebte Stadt, den ich immer samstags antreffen kann, ist der Zeitglockenturm, der auch roter Turm genannt wird. Gespannt stehen Reisende um den Turm herum und warten auf die volle Stunde. Dann nämlich bewegt sich das Glockenspiel. Die Ritterfigur schlägt sich bei jedem Glockenschlag auf die Brust der Tod zur anderen Seite schwingt seine Sense.
Bei meinem Rundgang durch die Altstadt entdecke ich 11 Brunnen, elf Drachen zähle ich an den Brunnen, elf Glocken hat auch die Ursenkathedrale – das Wahrzeichen der Stadt – und zu ihr hinauf gelange ich über elf Stufen. Wie es wohl nicht anders sein soll entdecke ich eine Uhr unweit der Außenmauer des Nordturms mit elf Stunden Zeitanzeige. Kaum zu erwähnen, dass die Stadt einst elf Stadttürme besaß und die Bürgerschaft der Stadt einst in elf Zünften organisiert war, ebenso hatte der Stadtrat elf Mitglieder. Diese Ausrichtung auf die Zahl elf geht wohl auf das Mittelalter zurück, erzählt mir meine Reiseleiterin, ungeklärt ist jedoch die Bedeutung bis heute.
Nach soviel Elferei begebe ich mich erst einmal in die nächste Bar, bestelle ein lokales Bier, bei dem ich mich nicht wundere, dass es Öufi – schweizerdeutsch für elf – heißt. Wenigstens kann ich beim Genuss der berühmten Solothurner keine Ausrichtung auf die Zahl 11 entdecken, obwohl mich die Verwendung von 11 Eiern zum backen nur wenig gewundert hätte.

Nach deutlich weniger als 11 Stunden verlasse ich die bemerkenswerte und beeindruckende Stadt an der Aare wieder. Ich blicke zurück auf eine abwechslungsreiche Reise mit zahlreichen Erlebnissen flüssiger Natur. Eine atemberaubende Landschaft, spannende Begebenheiten und eine herzliche, durchaus französisch geprägte Bevölkerung habe ich in den wenigen Tagen meines Aufenthalts angetroffen. Die Hochklassigkeit des Schweizer Flairs gepaart mit französischer Mentalität, durchbrochen von deutschsprachigen Elementen und der Mischung aus beidem, das ist es was diese Region ausmacht. Tradition und Moderne, Klasse, Kultur und Kreativität, einhergehend mit der Rückkehr zu einer unverfälschten Natur kennzeichnen Jura & Drei-Seen-Land als Urlaubsregion mit Erholungsfaktor.

Wie kommt man hin?

Von Deutschland aus gelang man am besten mit der Bahn nach Biel und von dort in die Region. Belohnt wird die Zuganreise mit malerischen Aussichten in die Natur.

Eine Anreise mit dem Auto ist auch möglich über Freiburg im Breisgau. Hier muss noch der Erwerb der Schweizer Autobahn-Vignette berücksichtigt werden.

Preisgefüge und Kosten

Der nicht mehr an den Euro gekoppelte Schweizer Franken führt mitunter zu recht hohen Preisen im Vergleich zu Deutschland. So muss man für eine Tasse Kaffee 5 Franken, ein Glas Bier 4 Franken und ein drei-gängiges Abendessen 100 Franken rechnen. Zugfahrten in der Region kosten um die 13 Franken, eine Tageskarte für das Schiff auf dem Bielersee kostet 24 Franken. Übernachtungen sind ab 100 Franken in den örtlichen Hotels zu haben.

Unterkunft & Restauration

Eine Übernachtung auf der St. Petersinsel ist ein lohnendes Erlebnis

www.st.petersinsel.ch

Wein von der Petersinsel gibt es hier: www.rebgutstadtbern.ch

Speisen kann man in Biel vorzüglich im Hotel Lindenegg, zur Übernachtung lässt das haus durchaus noch Komfortwünsche offen: www.lindenegg.ch

In Twann speist man gut im Restaurant zur Ilge www.restaurantilge.ch

Nützliche Adressen:

Bieler Seensschiffahrt: www.bielersee.ch

Maison de l´Absinthe in Motiers: http://www.maison-absinthe.ch

Weingut Klötzli in Twann: www.kloetz.li

Glasbläserei Atelier in der Twannbachschlucht in Lamboing: www.glas-atelier.ch

Beim „Kerzenjeger“ bekommt man in Solothurn wesentlich mehr als nur Wachswaren, der Feinkostladen ist einen Besuch wert:http://www.kerzenjeger.ch

Sabines Lifestyle-Kollumne in Solothurn ist ein kurioser Laden, den man besuchen sollte: http://sl4lifestyle.wordpress.com

Diese Reise wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung des Tourismusamts Jura & Drei-Seen-Landhttp://www.juradreiseenland.ch

Journeylist – Philip Duckwitz
Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (Journalistenkreis)
Mitglied im Deutschen Fachjournalisten-Verband (DFJV)
Internet: http://www.journeylist.de