Auf der NeoRiviera durch das westliche Mittelmeer

Geschrieben von PD-Journey am Sonntag, 24. Mai 2015

Die Leichtigkeit des Seins oder das genussreiche Kreuzfahrer-Dasein

Lebendig geht es zu hier oben an Deck. An diesem sonnig-warmen Tag an der französischen Riviera sind die meisten Reisenden am liebsten draußen und genießen den Ausblick und die Ausfahrt aus dem Hafen von Monaco. Eigentlich ist es ja gar nicht so wichtig, wo man ein- oder ausläuft, denke ich mir. Hauptsache auf Kreuzfahrt. Das muntere Treiben an Deck der „NeoRiviera“ entspricht so gar nicht dem Konzept des „SlowCruise“ dieser Linie, die sich voll auf den Genuss und das langsame Erleben und Entdecken ausgerichtet hat.

Doch das weiße Schiff

mit dem markanten gelben Schornstein, mit seinen 216 Metern Länge und 28,8 Metern Breite bietet auf seinen 13 Decks den 1727 Passagieren in 624 Kabinen, davon 94 Suiten mit Balkon, sicherlich genug Raum für Erholung. Das nunmehr auch schon 16 Jahre alte Kreuzfahrschiff kam 1999 unter dem Namen „Mistral“ in Fahrt und durchkreuzt danke seiner vier Zwölfzylinder-Dieselmotoren die Meere in modernisierter und umgebauter Form seit November 2013 als NeoRiviera mit einer Geschwindigkeit von bis zu 21,5 Knoten. Die sechs Restaurants und drei Bars sind längst nicht das Einzige, was sich an Bord erleben lässt. Zwei Whirlpools sowie ein Swimmingpool an Deck, ein Fitnesscenter, ein Theater, Casino, eine Disco, Shops, die Bibliothek und ein Kartenspielraum runden das breite Angebot sinnvoll ab. Die 500 Angestellten an Bord bemühen sich tagtäglich, den Passagieren eine sorgenfreie und erholsame Reise zu ermöglichen.

Interessiert begebe ich mich auf eine Entdeckungstour durch die Decks und orientiere mich. Alter Kreuzfahrer-Habitus, wenn man neu einschifft. Erst mal das Umfeld erkunden. Die langen, engen Gänge auf- und abgehend – immer die Orientierung auf Backbord oder Steuerbord im Hinterkopf – finde ich mich nach einiger Zeit schnell zurecht. Sind die Formalitäten der Einschiffung erledigt, das Schiff auf seine Lokalitäten erkundet, kehrt langsam Ruhe ein.

Sinnsuche

Kann man an Bord entspannen, wenn sich mehr als 1700 Passagiere hier tummeln auf engem Raum und hoher See? Und worin liegt der Reiz einer solchen Reiseform? Ist das Erholung oder doch Stress? Welche Klientel reist hier? Viele Fragen schießen durch meinen Kopf und ich hoffe, zahlreiche Antworten zu finden auf meiner sechstägigen Tour durch das westliche Mittelmeer.

Entspannungshunger

Auf der Suche nach Entspannung werde ich auf diesem Schiff schnell fündig. Denn obwohl allerorts von früh bis spät Programm stattfindet, seien es Musikdarbietungen, Theaterdarstellungen, Animation an Deck oder Seminare zu Gesundheit und Erholung – es gibt sie, die Orte, an denen nichts zu finden ist, außer Ruhe. Dem wohl größten, aber auch am meisten verkannten Schatz des Kreuzfahrtlebens. Denn was ist stressfreier, als einer Dauer-Bespaßung zu entfliehen, als dem Massenbetrieb den Rücken zu kehren? Der Spa-Bereich mit Dampfbad, Sauna und gewärmten Ruhe-Sesseln bei einem freien Blick auf die ruhige See, bieten mir angenehme Erholung nach Anreise und Einschiffung. Ruhezonen und plüschig-gemütliche Sitzecken auf den Unterhaltungsdecks sind Oasen der Entspannung. Gepaart mit italienischem Flair dieser Linie werden hier Momente zu Hochgenüssen. Unaufdringliche Musik im Hintergrund, das tiefe blau des umgebenden Meeres, dazu ein italienischer Kafee und ein leichtes, aber nicht unangenehmes Schaukeln des Schiffes – was braucht man mehr?

Und zu fast jeder Tageszeit kann ich mich dem kulinarischen Genuss in Reinform an einem anderen Ort auf dem Cruise-Liner hingeben. So beginne ich meinen Tag entspannt im Restaurant und verzichte auf das Buffet im Oberdeck. Ein schmackhafter Einstieg in den Morgen mit Blick durch das große Bullauge auf die sich ständig verändernde Meerseskulisse – helles Licht, elegante Kellner, keineswegs steif, eher vornehm entspannt. Mittags wiederholt sich das Spiel mit einer anderen Speiseabfolge auf gastronomisch gehobenen Niveau. Stets ist das Küchenpersonal hier bemüht, Spezialitäten aus dem jeweils angelaufenen Land zu kredenzen. Ein passender Wein dazu rundet das Menü gelungen ab.

Genuss in vollen Zügen

Ja der Wein – während ich vor mich hin sinniere und das Meer mit den Wellen spielen lasse, kommt mir Joan Leon in den Sinn. Denn bei meinem Stopp in Barcelona besuche ich auf einem Landausflug das ca. eineinhalb Stunden von Barcelona entfernte Weingut jenes in San Tandea geborenen und in Barcelona aufgewachsenen Lebemanns, der nach seinem Umzug nach Paris sieben Mal versuchte, als blinder Passagier nach New York zu kommen. Beim achten Mal gelang es ihm und er begann eine Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär und später geschätzten Restaurant-Besitzer in Hollywood, das „La Scala“, dass er mit Hilfe von James Dean dort eröffnete. Frank Sinatra und andere Größen des Show-Geschäfts gaben sich bei ihm die Klinke in die Hand. 1962 kaufte er eben jenes Stück Land, auf dem er ein Weingut der besonderen Klasse schuf. Er baute dort französische Weine an, ein Novum für damalige Verhältnisse in Spanien. Und ein weiterer Erfolg für jenen Bonvivant, der aus dem Nichts in Amerika zu einer bekannten Größe wurde. Das Streben nach dem puren Genuss, der Verwirklichung seiner Träume, dem Beharren auf seinem Ziel, mit dem Schiff nach Amerika zu kommen – imponierend und verzückend zugleich. Ich schwimme mit meinen Gedanken zurück in die Gegenwart und fühle mich in meinem wohligen Sessel mit Blick auf das Meer und dem vergessenen Alltag, dem Genuss frönend gerade wie ein solcher Lebensgenießer. Ein Mann – ein Zeitpunkt – ein Wein. Jean Leons´ Motto. Ob ihm das leichte Leben auf einem Kreuzfahrtschiff wohl gefallen hätte?

Stadt – Land… Meer

Monaco, Barcelona, Palermo und Valetta ziehen an mir vorbei. Kurze Landausflüge in denen man die Städte förmlich in sich aufzusaugen versucht und am Ende doch nichts gesehen hat. Das ist nicht meine Sache. Ich lasse mich treiben durch Barcelonas Gassen, besuche den farbenfrohen Markt, der mir die Vitalität und das pulsierende Leben der Stadt eindrucksvoll vermittelt. Ich lasse Gaudi, den Park Güel, die Sagrada Familia und die vielen, spannenden Museen heute aus, erfreue mich an Gaumenfreuden wie Bacallá, Espinacs a la Catalana, Fideuá, Llagosta i pollastre oder Crema Catalana. Die Lebendigkeit der Stadt zieht an mir vorbei, während ich einen Café auf einem der zahlreichen Plätze zwischen den hohen Häusern genieße. Eine wahre Erholung vom brummenden Barcelona ist da die Rückkehr an Bord. Ruhe. Gewohntes Umfeld, Entspannung.

Die sizilianische Hauptstadt Palermo fällt dank ausgiebigen Regens buchstäblich ins Wasser und diente dennoch als Ersatz für das ursprüngliche Ziel Trapani. Aber der Sturm ändert die Route. Das Schiff schaukelt, endlich kommt eine Art Seefahrer-Stimmung auf bei den Passagieren. Die bequemen Betten in den ansprechenden Kabinen sorgen auch in der Nacht für Behagen trotz rauem Seegang. Unruhig ist hier keiner. Alles alte Hasen in der Kreuzfahrerei. Denn die NeoRiviera richtet sich vor allem an Reisende, welche die Meere schon erkundet haben, BestAger, Paare, die einen Gegenpol zum hektischen Alltag suchen, Reiseliebhaber mit gehobenen Ansprüchen. Interessante Charakterstudien ergeben sich, wenn man an Bord dem Treiben der Passagiere zusieht und beobachtet, wie die Menschen hier ihren Urlaub verbringen. Seereisende sind eine besondere Klientel.

Scheinwelten

Valetta auf Malta begrüßt mich mit Regen, das kenne ich ja schon aus Italien. Der Lieblingshafen unseres Kapitäns Giovanni Cosini, den er wegen der herausfordernden Hafeneinfahrt so liebt, erweckt bei mir Wehmut, weil es mein letztes Einlaufziel ist, bevor ich ausschiffe. Hätte ich das erwartet? Ein Reise-Individualist trauert dem Kreuzfahrt-Leben nach? Ich scheine die Antwort auf meine Fragen gefunden zu haben. Kreuzfahren ist eine Leidenschaft. Kreuzfahrer sind nicht wirklich neugierig auf die Länder und Städte, die sie ansteuern. Sie wollen da gewesen sein und die Atmosphäre kurz und intensiv aufsaugen. Und das ist das Entscheidende. Der Genuss steht im Vordergrund. An das leichte Leben kann man sich gewöhnen, es hat auch praktische Vorteile. Nie muss man sich um sein Gepäck kümmern, kein Hotel suchen, ist immer direkt am Urlaubsort, bekommt alles erledigt und kann in kurzen Ausflügen spannende Dinge erleben. Kulinarische Hochgenüsse, tiefgründige Stimmungsszenarien und entspannende Momente erwarten die Kreuzfahrer. Ja, das kann man vermissen. Und man kann vergessen. Den Alltag, der auf See wie vom Wind davon geblasen zu sein scheint. Denn der Schein ist, es, der dieses Leben, diese Urlaubsform ausmacht. Scheinwelten machen süchtig. Nach mehr Kreuzfahrten.

Die Kreuzfahrt durch das westliche Mittelmeer lässt sich mit einem Schiff der Costa Neo-Collection bequem erleben. Details zu den Schiffen und die Planung einer Reise nach Ziel, Zeitraum und Budget gestaltet sich auf der Website von Costa einfach und übersichtlich. Auch ausführliche Informationen zur Ausstattung der Schiffe sind dort leicht erhältlich.

http://www.costakreuzfahrten.de/

Preisbeispiel

Eine Reise, wie die oben durchgeführte durch das westliche Mittelmeer unter dem Titel „verborgene Schätze des Mittelmeers“ dauert in kompletter Form 11 Tage und geht von Savona nach Savona über Monte Carlo, Barcelona, Trapani, Valetta, Salerno, Livorno zurück nach Savona. In einer Außenkabine kostet die Reise je nach Reisedatum 799 – 999 Euro zzgl. Serviceentgelt. Hinzu kommen das neoCollection Getränkepaket für 28,75 Euro pro Tag und Person und die Kosten der Landausflüge, die variieren.

Ausflüge

Von jedem angelaufenen Hafen aus gibt es Landausflüge, die sich entweder bereits bei der Reisebuchung auf der Website suchen und zu günstigeren Konditionen buchen lassen oder direkt am Ausflugs-Desk an Bord.

Der beschriebene Ausflug zum Weingut Jean Leon vom Anlaufhafen Barcelona aus unter dem Titel „Premium Erlebnis Weinkeller & Segway“ beinhaltet eine spannende Segway-Tour durch die Weinberge und eine sehr genussreiche und informative Weinprobe mit Führung durch das ca. 1,5 Stunden von Barcelona entfernt liegende Weingut. Der Ausflug kostet 194 Euro.

Die Landausflüge lassen sich vorab suchen und telefonisch buchen:

http://www.costakreuzfahrten.de/reisen-mit-costa/landausfluege/landausflugssuche.31266.html

Die Reise wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung von Costa Kreuzfahrten Niederlassung der Costa Crociere S.p.A.