QUERDENKER

Erfolg ist der Sieg der Einfälle über die Zufälle.

So kann man in der „Anleitung zum Querdenken“ lesen. Um neue Wege zu gehen, muss man jedoch die alten erst einmal verlassen. Vor allem unkonventionelle Ideen, die jenseits des Mainstreams liegen, sind meist nutzbringend. „Probleme lassen sich nie auf dem Weg lösen, auf dem sie entstanden sind“ sagte einst Albert Einstein.

Aber wie muss man sich nun einen Querdenker vorstellen?
Immer wieder tauchen in Parteien, Firmen oder Verbänden Zeitgenossen auf, die sich bestehenden Meinungen widersetzen, unliebsame Fragen stellen oder auch einfach nur eingefahrene Denkmuster durchbrechen. Da steigen erfolgreiche Manager wie Kurt Tepperwein oder Daniel Goedevert plötzlich aus und verzichten oft auf ihre hohen Einkommen, auf Ruhm und Ehre. Stattdessen werden sie zu Kritikern und Philosophen und treten ihren früheren Firmen auf die Füße oder manchmal sogar in den Hintern.
Dabei ist es oft nicht leicht, den echten Querdenker vom Querulanten zu unterscheiden. Ihnen ist es einfach zu anstrengend, sich dem Leistungs- und Wertesystem eines Systems unterzuordnen – sie suchen sich einfach bequeme Freiräume. Viele dieser Menschen steigen einfach nur „aus“, ohne irgendwo wieder „einzusteigen“. Andere wiederum handeln nur „schräg“, um aufzufallen – durch „anders sein“, Beachtung zu erlangen, die man sich sonst mühsam erarbeiten muss.
Die erste bekannte Verwendung des Begriffes „Querdenker“ ist auf das Jahr 1922 zurückzuführen, als von der „Allgemeinen anthroposophischen Gesellschaft“ in dem Buch „Das Goetheanum“ unter anderem der folgende Satz veröffentlicht wurde: „Neudenker, Frischdenker, Querdenker, die durch neue Erkenntnisse und Ideen zu Kritikern werden, vermisst man eher.“

Einen echten Querdenker erkennt man vor allem an seinen Motiven.
Ihm geht es nämlich in der Regel nicht um Beachtung, Ruhm und Ehre, sondern darum Schwachstellen oder Dummheiten eines bestehenden Systems aufzuzeigen und zum Wohle aller zu eliminieren und dazu alternative, oft unorthodoxe Lösungen anzubieten. Einfach neue und oft kürzere und vernünftigere Wege zu beschreiten. Dafür lässt sich der echte Querdenker auch Zeit. Er überlegt oft Jahre oder Jahrzehnte – während der Querulant oder Besserwisser einfach „aus der Hüfte schießt“. Dazu kommt fast immer ein ganzheitlicher Denkansatz – die Landschaft wird von oben betrachtet, um Zusammenhänge zu sehen, während der Quertreiber ohne Rücksicht auf Verluste mit seinem Offroader einfach nur abseits der Wege durch die Landschaft brettert. Dafür ist das ganzheitliche Wertesystem eines echten Querdenkers zu sehr von Ethik und Moral geprägt.
Oder wie es der renommierte Coach Professor Dr. Rolf Osterhoff formulierte: „Mut ist, wenn Sie mit der Unterhose ins Theater gehen; Übermut, wenn Sie die Unterhose an der Garderobe abgeben.“
So postulierte einer der größten Querdenker des letzten Jahrhunderts – Frederic Vester – „Das Überleben der Menschheit hängt davon ab zu erkennen, dass alles mit allem zusammenhängt. Kurzfristig auf Gewinn ausgerichtetes Handeln muss sich demnach zum Schaden des Ganzen – und damit auch zum Nachteil des Einzelnen – auswirken.“ Dies war und bleibt die aktuelle Botschaft des leider schon verstorbenen Frederic Vesters, deutscher Biochemiker und Umweltexperte. U.a. als Autor populärwissenschaftlicher Bücher hat Frederic Vester das Systemverständnis und das „Vernetzte Denken“ im deutschen Sprachraum populär gemacht.

Wo ist die Querdenkerin?
2008 gab es bei Google 476.000 Seiten in deutscher Sprache für Querdenker, heute sind es fast 1 Million. Aber nur 48.000 (2008 – 15.100) Einträge  für Querdenkerin. Dagegen stehen z. B. 6.020.000 Seiten für Pfarrer und 424.000 Seiten für Pfarrerinnen. Und selbst die Website www.querdenkerin.de endet auf der Homepage immer noch mit einemVerkaufshinweis – das weibliche Querdenkertum läuft ins Leere.
Liegt es vielleicht daran, dass in einer männerdominierten Welt die Frau per se ein Querdenker ist?
Unter den ersten 100 Einträgen habe ich weder Vera Birkenbihl noch Lisa Fitz gefunden, auch „Emma“ Gründerin Alice Schwarzer kommt hier nicht vor, auch Anja Förster taucht nicht auf.

Kennen Sie Anja Förster? Nein ― dann schauen Sie doch mal rein unter https://foerster-kreuz.com

 

„Es ist schon alles gesagt, nur nicht von jedem.“
{Karl Valentin, 1882-1948, bayerischer Querdenker}.