Islands heiße Winterfreuden: Kulinarisches Paradies

Islands heiße Winterfreuden: Kulinarisches Paradies

Wellness-Oase – Naturwunder-Welt

Wenn ein Land hoch im Norden liegt, umgeben von eisigem Meer, überzogen von scharfen, kalten Winden, dann kreisen die Gedanken um Kälte und ein raues Klima, um Eis und Schnee und eine triste Umgebung. Ist das Island? Weit gefehlt, denn Island ist mehr als Kälte und Eis. Heiße Quellen, eine warme Atmosphäre und herzliche Menschen sind es, die gerade in dieser lebensfeindlich erscheinenden Region dem kleinen Land in Nordeuropa sein Gesicht geben. Kaum eingetroffen am internationalen Flughafen von Keflavik unweit der Hauptstadt Reykjavik, wartet auch schon ein heißes Bad in der berühmten, Blauen Lagune auf mich. Direkt vor den Toren der Stadt erwartet den Besucher das erste Wunder der vielfältigen Wasserwelt Islands, von der ich in den nächsten Tagen noch zahlreiche Ausprägungen erleben werde.

Blaues Wunder – die blaue Lagune ist eine geothermische Besonderheit

Die Blaue Lagune liegt in Südwest-Island auf der Halbinsel Reykjanes, deren geologische Beschaffenheit hauptsächlich poröses Lavagestein darstellt. Durch dieses sickert Meerwasser hindurch und vermischt sich im Inneren der Erde mit riesigen Kesselansammlungen aus Frischwasser. Als Nebenprodukt des seit 1976 betriebenen Geothermalkraftwerkes Svartsengi ist sie einst entstanden. Dort, wo Meerwasser in eine Tiefe von ca. 2 km gepumpt wird und mit einer Temperatur von 240 °C an die Oberfläche zurückkommt, dient es zur Stromerzeugung und fließt in das umliegende Lavafeld ab.

Es entstand nach einiger Zeit ein Salzwassersee im Lavafeld, der die typisch blau-weiße Farbe aufweist. Die blaue Farbe des Sees wird durch die Kieselsäure hervorgerufen. Kieselsäure hat die Eigenschaft vor allem blaue Strahlen der Sonne zu reflektieren.

Von der heilenden Wirkung des Wassers wurde erstmals von einem Werksangehörigen des Kraftwerks berichtet, der an Psoriasis – das ist Schuppenflechte – litt. Er berichtete, durch wiederholtes Baden eine Besserung seines Leidens festgestellt zu haben. So kamen immer mehr Menschen auf den Gedanken, den See als Bademöglichkeit zu nutzen. Nach und nach wurde die blaue Lagune ausgebaut zu einem richtigen Bad mit zahlreichen Anwendungen und Möglichkeiten für den Besucher. Heute lockt die Blaue Lagune den Wellness-verwöhnten Gast mit verschiedene Anwendungen über Entschlackung, Cellulite-Behandlung, Gesichts-Spa, Meersalz-Peeling Salt Glow sowie nährende und entspannende Anwendungen mit Mineralsalzen und blaugrünen Algen.

Auch Massagen verschiedenster Art stehen auf der Angebots-Palette.

Wer in der Blauen Lagune badet, bekommt einen Gutschein, der entweder gegen einen harten, bimsteimnartigen Peeling-Stein oder gegen einen weichen, cremigen Schlammklumpen eingetauscht werden kann. Diesen reibt man sich ins Gesicht oder unterzieht sich mit dem Bimstein einer Art Peeling. Lustig sehen die weiß-gesichtigen Badegäste eingecremt dann aus, die sich in dem 26 Grad warmen Wasser entspannen und sich nach nur 20 Minuten einer völlig gereinigten Haut erfreuen dürfen. Wer bis zum anderen Ende des Lagunenbeckens schwimmt, wird belohnt mit dem sogenannten Jungbrunnen. Denn hier erwartet den Badenden ein weiches Schlamm-Peeling, das der Erzählung nach verjüngen soll. Ob das stimmt, zeigt nur die persönliche Anwendung, der ich mich auch sogleich unterziehe.

Entspannt und erholt verlasse ich nach einer Stunde die Blaue Lagune, noch völlig beeindruckt von diesem Naturwunder der Wellnesswelt.

Raue Wikinger, Gammel-Hai und schwarzer Tod – der kulinarische Weg zum echten Isländer

die erste Aufgabe auf dem Weg zu einem echten Wikinger habe ich nun bereits hinter mir. Denn obwohl die Wikinger als raue Gesellen galten, die sich die wilde Natur untertan machten und denen keine Aufgabe zu schwer und kein Hindernis zu groß erschien – sie hatten doch eine Schwachstelle: Kaltes Wasser war ihnen zuwider. Und so suchten sie wenn immer möglich das heiße Bad. Ich gelange zu einem nachgebauten Wikingerdorf im Reykjaviker Stadtteil Hafnarfjödur. Ein Hotel mit Appartmenthäusern und einem originalgetreu nachgebauten Restaurant erwartet mich in dem Dorf „Flörukráin“ Ein echter Wikinger, langhaarig, blond und kräftig mit Schwert und Lederkilt erwartet mich mit einem kräftig vorgetragenen Lied, das seine Heimat Island lobt. Denn singen ist ein weiteres Merkmal der Isländer. Sobald sich drei Isländer und eine Flasche Schnaps zusammenfinden, dauert es nicht lange, bis sie Gesänge anstimmen erzählt mir mein Reiseführer Arthur. Jau, jau, der Schnaps, das ist auch so ein Thema – und erst das „Jau“. Denn der sonst nicht so gesprächige Isländer beginnt seine Unterhaltung meistens mit einem Jau, jau, worauf der Gesprächspartner dies aufgreift und in unterschiedlicher Betonung wiedergibt, bis man endlich auch einmal zu ganzen Sätzen kommt.

Und nach einer eindrucksvollen Valhalla-Vorführung gibt es dann auch ein echt isländisches Mal, dem ich mich erstmal unterziehen muss, um in den Kreis der Islandfreunde zu gelangen: Gammelhai „Hákarl“ und Brennivin. Das aus fermentiertem Fleisch des Grönlandhais hergestellten und sehr intensiv nach Ammoniak riechende Nahrungsmittel ist eine isländische Spezialität, die mehrere Monate in einer Kiesgrube gelagert und gepresst und anschließend noch mal mehrere Monate hängend getrocknet wird, bevor er zum Verzehr geeignet ist. Für einen Europäer nicht wirklich ein Genuss. Mit Brennivin jedoch lässt sich Hákarl essen. Brennivin – auch „schwarzer Tod“ genannt – ist der isländsiche National-Alkohol. Aus fermentierter Kartoffel-Pulpe hergestellt und mit Kümmel-Aroma versehen hat der Schnaps 37% Alkohol und gilt besonders als Digistif. Auch diese Prüfung lasse ich über mich ergehen, bevor ich mich endlich einem der beiden kulinarischen Spezialitäten der Insel widmen kann – dem Lamm. Die ander ist der Lachs. Schafe und Lachse gibt es in Island so zahlreich, dass hier nie ein Mangel entsteht. Den nur 320.000 Einwohnern des Landes stehen 500.000 Schafe entgegen. Und die Lachse kommen hier direkt aus dem Fluss Ellidar direkt vor den Toren Reykjaviks.

Quellenbrot – heißes Gebäck am Geysir-Rand

Trotz der vielen Eindrücke des ersten Tages in Island bin ich unglaublich entspannt. Liegt es an der guten Luft, an dem frischen Essen, dem heilsamen Bad in den heißen Quellen? Vielleicht alles zusammen, denke ich mir, während ich am andern Tag zu einer der nächsten Haupt-Attraktionen an der Südwestküste Islands fahre – den Gesysiren. Weltbekannt und einzigartig schießen hier die heißen Fontänen quasi im Viertelstunden-Takt aus den gluckernden Erdlöchern, zur Freude der angereisten Besucher, die sich um das Spektakel in gebührendem Abstand aufgereiht haben. Doch mein Augenmerk gilt heute noch einer anderen Attraktion kulinarischer Art. Einzigartig ist nämlich auch das hier gebackene Quellenbrot, dessen Herstellung alleine schon kurios ist. Ich schaue zu, wie ein echter isländischer Koch am Rande der Geysire einen weißen Baumwollsack aus der Erde ausgräbt, aus einem Loch, unter dem es gluckert und blubbert vor Hitze. In dem Sack befinden sich zwei herkömmliche Milchtüten, deren Inhalt es aber in sich hat. Aufgeschnitten kommt ein köstlich duftendes, süßes Brot hervor. Feucht und schwer ist der Teig, aus viel Zucker, Mehl Milch, Wasser, Salz und Hefe entsteht in dem heißen Boden Islands eine köstliche Spezialität, die ihre gleichen sucht – und nirgendwo sonst hergestellt werden kann. Denn wer hat schon heiße Quellen vor dem Haus in der Erde fließen?

Kalte Natur und kühles Bier – Thingvellir und Ölvisholt Brugghús

So gestärkt suche ich Abkühlung und schaue mir den im Winter eisig-schönen Nationalpark Thingvellir an, wo ein Spaziergang zwischen den Kontinenten wird plötzlich möglich. Denn genau hier treffen die eurasische und die amerikanische Erdplatte zusammen und bilden eine heute gut ausgebaute Felsspalte, in denen wir uns von diesem geologischen Phänomen überzeugen können, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Der vorgelagerte See bringt zu dieser Jahreszeit Ende Oktober ein kalt-schillerndes Bild aus Silber-Weißtönen hervor, die in mir trotz der kalten, klaren Luft eine besondere Entspannung erzeugen. Auch der berühmte Gulfoss-Wasserfall, der wie die isländischen Niagara-Fälle in daherkommt beeindruckt mich nicht nur ob seiner unglaublich-donnernden Wassermassen, die sich ineinander und übereinander springend über die gewundenen Felsmassen ergießen. Auch die blaugrün-kalte Farbgebung ist im Winter ein kalter Hochgenuss, dem ich mich gerne trotz kalt-pfeifendem Wind hingebe.

Seltsamer Weise steht mir der Sinn aber nicht nach einem aufwärmenden Getränk, sondern nach einem kühlen Bier. Dies bekomme ich auch sogleich auf der Weiterfahrt präsentiert. Denn ein Stopp im scheinbaren Nirgendwo, in Selfoss – 45 Minuten von Reykjavik entfernt – erhebt sich die kleine und junge Brauerei „Ölvisholt Brugghús“, die es seit ihrer Gründung 2007 auf stolze 4 Sorten und 17 Untersorten Bier gebracht hat. Vergisst man das Reinheitsgebot, kann man hier viele Geschmacksrichtungen erleben. Von Malzbiersorten mit Schokoladen- Lebkuchen- oder Rauchbiergeschmack bis hin zum hellen herben „Freya“-Pils lässt sich da alles genießen. Zum deutschen Markt hat man zwar ob der eigenwilligen Kreationen und der Herstellungsweise mit Zuckerzugabe keinen Zugang, der Genuss in der rauen, isländischen Umgebung erzeugt dafür aber umso mehr Vergnügen. Und bei den europäischen Nachbarn – besonders in Dänemark und England – sind die Biere auch im Laden erhältlich.

Mit angeregtem Appetit erwarten mich bereits die nächsten kulinarischen Freuden. Denn Babyhummer mit Gemüsevariationen sind dank ihrer Fangfrische eine besondere Spezialität, wie auch der bereits genossene Lachs. Das Angebot einer Auswahl aus Papageientaucher, Kormoran und Walfisch schlage ich heute aus, kann aber für einen Liebhaber echt nordischer Küche durchaus ein Hochgenuss sein.

Viele Eindrücke konnte ich in wenigen Tagen an der Südwestküste Islands sammeln. Zahlreiche Spas, Saunen und „Hotpots“ – den heißen Bädern Islands boten mir ob des kalten Winterwetters eine warme, etspannende Abwechslung. Naturwunder in Hülle und Fülle, ein Museum, dass die Geschichte Islands multimedial darstellt und immer wieder die bekannten Schafe und Pferde Islands begegneten mir allerorts.

Allein eine Fahrt durch das karge Land ist ein entspannendes Erlebnis, denn die Gedanken gehen auf Reisen, nehmen die bemoosten Hügel, tiefen Schluchten und reißenden Flüsse mit sich und entführen mich in eine völlig andere, erholsame Sphäre hier hoch im Norden am Ende der Welt.

Tipps und Nützliches

Wie kommt man hin.

Icelandair fliegt täglich von Frankfurt, Hamburg und München in 3 Stunden 25 Minuten nach Island. Extra: Wer hier länger als 24 Stunden bleibt, kann mit der Flugbuchung satte Rabatte auf die zahlreichen, Icelandair-eigenen Hotels des Landes erhalten. www.icelandair.de

Zeitunterschied:

– 2 Stunden gegenüber Deutschland im Sommer bzw. -1 Stunde im Winter

es gilt die Greenwich Meantime.

Währung:

Isländische Krone, Umtauschfaktor zum Euro (Sept. 2012):

1 Euro ~ 155 IKR

Kartenzahlung jeder Art ist gerne gesehen. Island ist hochpreisig wegen des hohen Inflationsrisikos.

Sprache:

Isländisch, die meisten sprechen englisch, einige sogar deutsch.

Kriminalität:

Island gilt als sehr sicheres Land, es gibt nahezu keine Übergriffe auf Reisende.

Wellness:

Alles zur Blauen Lagune, wie man hinkommt, was es kostet und was geboten wird, erfährt man auf der Website http://www.bluelagoon.com

Erst im Jahr 2011 eröffnet wurde die Wellness-Anlage „Laugarvatn Fontana“ im „Goldenen Dreieck“ Islands, dem Zentrum der Sehenswürdigkeiten des Südwestens. www.fontana.is

Ein vor allem bei den Einwohnern Reykjavik bekanntes und sehr großes Bad mit ausgedehntem Spa-Bereich ist das „Laugar Spa“ im Wolrdclass Iceland-Center: www.laugarspa.is

Gastronomie:

Das Wikinger-Dorf Flörukrain bietet nicht nur ein Hotel und Appartements, sondern auch zwei eindrucksvoll hergerichtete Restaurants im Wikingerstil mit traditionell isländischer Küche:www.vikingvillage.is

Für Freunde der Meeresfrüchte ein Muss: Das Restaurant Fjörubordid, etwa eine Autostunde westlich der Hauptstadt nahe dem einzigen Gefängnis der Insel bietet fangfrischen Hummer und andere Fisch-Spezialitäten: www.fjorubordid.is

Extravagante Spezialitäten Islands finden sich im Herzen Reykjaviks im gemütlich eingerichteten Restaurant Sjavardgrillid: http://www.sjavargrillid.is

Islands berühmteste Imbiss-Bude

Mitten in der Stadt Reykjavik gegenüber der Landesbank ist Islands berühmteste Imbiss-Bude. 1998 war Bill Clinton zu Besuch im Land und als er abends noch einen Spaziergang machte, hielt er hier an, um einen Hotdog zu essen. Seither ist diese Bude beliebt bei Einheimischen und Reisenden.

Braukunst:

Ein Besuch im Brauhaus der Brauerei Ölvisholt Brugghus – 45 Minuten westlich der Hauptstadt – ist ein lohnender Ausflugstip gerade auch für Gruppen: www.brugghus.is

Museeen:

Reykjavik bietet zahlreiche Museen zu Kunst und Kultur des Landes. Wer sich einen Überblick über die Geschichte des Landes in multimedialer Form verschaffen möchte, ist im Minjasafn Reyjkavikur genau richtig:www.reykjavikmuseum.is

Welweit einzigartig ist das „Phallusmuseum“ in Reykjavik, das sich besonderer Beliebtheit bei jüngeren Besuchern erfreut:www.phallus.is 

Shopping:

Viel kann man in Island kaufen, aber der kurioseste und auch günstigste Markt ist die Trödelhalle am Hafen von Reykjavik. Hier bekommt man nicht nur Ausgefallenes, sondern auch die beliebten Island-Pullover günstig, aber auch eine Halle mit Lebensmitteln wie dem beliebten Island-Lachs.

|WORT|BAU|STELLE|   Philip Duckwitz

Publiziert am: Freitag, 02. November 2012 (2916 mal gelesen)
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