Alles Apfel in Südtirol?

Goldener Herbst in Norditalien im Zeichen des Obstbaums

Kleine Traktoren mit langen Anhängern kommen uns entgegen, auf denen sich hoch die markanten grünen Kisten stapeln – gefüllt mit prachtvoll leuchtenden roten und grünen Äpfeln. Links und rechts der Straßen tragen die Bäume der Plantagen schwer an ihrer reifen Last, gestreichelt von der warmen Septembersonne. Es ist Herbst in Südtriol. Der Bio-Apfel ist das Obst, der Exportschlager der Region.

Der Bio-Apfel ist das Obst, der Exportschlager der Region. Als hieße das Land Apfelland so emsig und ambinioniert kümmert man sich hier um den Anbau der runden Frucht. Und was es da für Unterschiede gibt! Da staunt unser kleines Grüppchen Medienfüchse als und Hannes Tauber von der Export Organisation Südtriol die schier unendlich klingenden Unterscheidungsmerkmale des Apfels erläutert. Rote Äpfel sind meist von der Sorte Red Delicious – denn das ist neben Golden Delicious, gelb, der meist angebaute Apfel hier. Viele andere Sorten -sind einfach verschwunden, weil der Markt sie nicht mehr trägt. Von 20 gibt es nur noch fünf. Soweit so gut, aber es gibt da noch 25 Apfel-Untersorten. Die beste Frucht entsteht an der sogenannten Königblüte, lernen wir, und ist 70 -75 mm groß. Also mit einer Hand zu umfassen und zwei Finger breit Platz dazwischen. Ja ja, es ist nicht leicht ein Apfelbauer zu sein, denke ich bei mir. Warum ist ein Apfel eigentlich rot? Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht macht es aus, erklärt mir Hannes und ergießt sich weiter in Zahl-, Form- und Farbbeschreibungen der geliebten Frucht. Denn schließlich müssen mehr als 3000 Bäume auf 100 Quadratmeter geerntet werden, das ist fast eine Wissenschaft. Auch in der Cooperative CAFA – ein Zusammenschluss von 350 regionalen Bauern – in der täglich mehr als 16000 Tonnen Äpfel gewaschen, sortiert, analysiert und verpackt werden, lernen wir viel über den ereignisreichen Weg der sündigen Frucht vom Baum bis in den Supermarkt. 

Apfelernte im Herbstpanorama – sonnige Höhen und leuchtendes Obst

Ich blicke in die sonnigen Dolomiten, die unter stahlblauem Himmel ihre weißen Spitzen empor recken, genieße die saftig grünen Matten der Almen, die sich in der warmen Septembersonne auf den Berghängen aalen und lasse den Apfel Apfel sein. Lieber warte ich gespannt und inzwischen hungrig auf das Ergebnis der Weiterverarbeitung jener Frucht, die heute in einem herrlich duftenden und frisch gebackenen Apfelstrudel daherkommt. Der Genuss der herrlichen Kuchens weckt in mir neue Phantasien – was kann man alles aus Äpfeln machen? Einige Beispiele entdecke ich sogleich auf dem sich vor Essen biegenden Tisch des Bauernhauses an der Apfelplantage. Apfelringe, Apfelschokolade, Apfelsäfte, Apfelwein… alles Apfel oder was? Die Möglichkeiten sind scheinbar grenzenlos, das ist wirklich mal eine ergiebige Frucht, kommt es mir in den Sinn.

Brixen und Meran im lauen Herbst – malerische Städtchen mit Wohlfühlcharakter

Fast könnte man die Schönheiten der Landschaft und die anmutende Atmosphäre der kleinen Städtchen im Apfelland vergessen bei soviel Obst. Unser Quartier in der malerischen Domstadt Brixen lädt ein zu einem Bummel durch die engen Gassen herausgeputzter Häuserzeilen, liebevoll gestalteten Lädchen, die ganz in italienischem Flair die köstlichsten Leckereien – und nicht nur Äpfel – feilbieten. Von südtiroler Schinkenspeck bis zu leckeren Käsespezialitäten oder dem bekannten Schüttelbrot ist hier alles zu haben. Lauschige Cafès und Weinstuben laden zum Verweilen, Plaudern und Sinnieren ein – oder einfach zum stillen Genuss norditalienischer Wohlfühlatmosphäre.

Größer und prächtiger ist da schon unser nächstes Ziel Meran. Quillt die Stadt tags vor Busladungen mit italiensüchtigen Senioren über, die die Straßen mit ihren Gehhilfen erobern, so verwandelt sich der Ort abends in ein mediteranes Urlaubsparadies, das von jungen Gesichtern geprägt wird. Tanz und Musik ganz im Zeichen Tirols wirken hier ebenso als Anziehungspunkt, wie die zahlreichen, beschaulichen Restaurants, in denen sich Südtiroler Gaumenfreuden genießen lassen. Beschaulichkeit und pulsierendes Leben gehen hier nach Sonnenuntergang einher ohne sich zu stören; denn der Ort mit seinen malerischen Gassen ist groß genug für beide Interessen.

Nach so viele Eindrücken rund um den Apfel ist die Entspannung in wohliger Atmosphäre des lauen Herbstabends hier ins Südtirol eine willkommene Abwechslung. Wen stört es da noch, dass der aufgehende Mond wie ein reifer goldener Apfel am Himmel hängt?

Tipps und Ausflugsziele in Südtirol:

Wer den Apfel von seiner Entstehung bis zur Verarbeitung begleiten möchte, kann beim Südtrioler Apfelkonsortium auf der Website Apfelführungen auf den Plantagen und in der Cooperative CAFA buchen:www.suedtirolerapfel.com

Wem der Apfel zuviel ist und wer dennoch eine ansehlich kultivierte Natur sucht, sollte die beliebten Gärten von Schloss Trauttmannsdorff mit ihrer einzigartigen Pflanzenvielfalt nicht missen:

www.trautmannsdorff.it

Der Garten ist von Mitte April bis Mitte November täglich ohne Ruhetag geöffnet.

Auch die Geschichte des Apfels kommt in Südtriol nicht zu kurz. Das Südtiroler Obstbaummuseum in Lana lädt zu einer interessanten Reise durch die Historie der Apfelverarbeitung ein:

www.obstbaummuseum.it

Kultur wird in Südtriol groß geschrieben. Das Kloster Neustift ist bekannt für seine Schönheit und bietet eine interessante Abwechslung zur Obstreise in Südtirol:

http://www.kloster-neustift.it/

Unterkunft:

Der Waldharthof in Natz/Schabs im Eisacktal ist nicht nur eine ausgezeichnete Wohlfühl-Adresse für südtiroler Lebensart, hier kann der Apfel-interessierte Gast auch selbst Hand anlegen bei der Apfelernte:

www.waldharthof.it.

Philip Duckwitz
Mitglied im Deutschen Fachjournalisten-Verband (DFJV)
Internet: www.journeylist.de

Publiziert am: Dienstag, 25. September 2012 (2571 mal gelesen)
im KIR ROYAL – GENIESSERJOURNAL. Bayern bewußt genießen.